Hallo an alle!
Die Internet-Verbindung in den letzten Tagen liess zu wuenschen uebrig, daher der spaete Bericht.
Ich beginne bei letztem Samstag, als es morgens von San Pedro aus nach Bolivien ging. Treffpunkt war die Reiseagentur. Dort fanden sich mit uns 12 Touristen ein. Wir wurden zur nahe gelegenen Grenze gebracht, die so ziemlich mitten im Nichts lag. Dort befand sich eine verfallene Steinhuette, darin ein Grenzbeamter, der uns nach Bolivien einreisen liess. Dann wurden wir jeweils zu sechst auf zwei Jeeps verteilt – und schon konnte der wilde Trip beginnen! Der Jeep war alt, verstaubt, die Tachonadel funktionierte nicht mehr – jedoch ertoenten aus dem Radio via USB-Stick bolivianische Klaenge! Obenauf unser Gepaeck.
Unser muerrischer Fahrer stellte sich als Alejandro vor und erklaerte uns zunaechst wie ein strenger Schullehrer, was wir alles nicht machen duerfen (beim Halt zu weit weggehen, schnell gehen wg der Hoehen, jegliche Anstrengungen) und ganz besonders wichtig war ihm Puenktlichkeit. Das unterstrich er mit einem ernsten Blick in unsere Augen und mit der Frage, ob das nun wirklich alle verstanden haetten. Puh, das konnte ja lustig werden… Einmal hatten wir es doch tatsaechlich gewagt, 5 Minuten zu spaet zurueck zum Jeep zu kommen. Dafuer durften wir beim naechsten Halt nicht so lange raus – das waren nunmal die Regeln! Haha, aber gut, innerhalb der drei Tage stellte sich dann trotzdem heraus, dass Alejandro ganz nett war, denn er machte ja auch kleine Witze und war bereit, Gruppenfotos von uns aufzunehmen (ich fragte ihn so nett ich konnte und schon schob er sich wie ein mueder und gelangweilter Braunbaer aus seinem Jeep 🙂 ).
Nun zum Trip an sich! Am ersten Tag hielten wir an den verschieden farbigen Lagunen. Die erste war die Laguna blanca, also die weisse Lagune. Die Berge spiegelten sich darin, Vicuñas liefen an den Ufern entlang. Die Hoehe verursachte Herzklopfen, die Stille war sozusagen ohrenbetaeubend. Es war irgendwie ein Gefuehl, als befaende man sich in einem schalllosen Raum. Wir kamen weiter zur Laguna verde. Zunaechst war sie moosgruen, doch innerhalb 30 Minuten erstrahlte sie in Zusammenhang mit Sonne und Wind in einem glaenzenden und funkelnden Tuerkis. Wunderschoen! Das naechste Ziel war ein Thermalbecken im Freien, wir durften Baden! Direkt im Hintergrund wieder eine Lagune und natuerlich die Berge. Zuvor zogen wir uns in einer Huette mit Plumpsklo um und zwar in Gesellschaft eines Huhns. In dieser Pause verschwanden einige Fahrer unter der Motorhaube oder wechselten Reifen. Also… a bissl Vertrauen musste man schon haben 🙂 Es ging noch weiter zu einem Geysirfeld und der roten Lagune, in der hunderte von Flamingos ihre alltaeglichen Aufgaben bestritten (Algen fressen und sich putzen). Zuletzt fanden wir uns auf 4900m Hoehe in unsere aeusserst einfachen Unterkunft ohne Duschen ein, schliefen in 6er-Zimmern und waren dankbar fuer das einfache Essen. Einige, auch ich, litten dann doch unter der Hoehenkrankheit. Nachts machte ich wegen der Kopfschmerzen kaum ein Auge zu. Auch das Kauen der Coca-Blaetter schien nicht zu helfen. Am naechsten Tag ging es dann aber schon besser.
Wir passierten weitere Lagunen, sahen viele Tiere, bizarre und stets unbewohnte Landschaften auf der stundenlangen Fahrt, seltsame Felsformationen und auch den beruehmten Arbol de Piedra (Baum aus Stein). Beim Mittagessen an einer wunderschoenen Lagune wechselte das T-Shirt-Wetter innerhalb einer halben Stunde zum Eisregen. Unfassbar!
Das Highlight erwartete uns am Tag 3: Der Salar de Uyuni, ein 12000Quadratkilometer grosser Salzsee. Alles ist weit, es scheint keinen Horizont zu geben. Da gerade noch Regenzeit war, standen wir in ca 20cm Wasser. Das Wasser spiegelte die Wolken. Hin und wieder waren ca 1m grosse Salzhaufen zu sehen, die von Arbeitern abgebaut wurden. Wir brachen nahezu in Hysterie aus und schossen wirklich lustige Fotos.
Und damit war die Tour beendet. Wir hatten uns in der Gruppe sehr gut verstanden, daher fuhren wir mit einigen weiteren im Nachtbus nach La Paz. Die Fahrt war unglaublich wackelig… Der Bus schaukelte hin und her und ich schickte ab und an ein Stossgebet nach oben, dass er doch bitte nicht kippen moege. Der Bus war zwar modern, aber die Strassen natuerlich nicht geteert. Wir blieben einmal fuer laengere Zeit in einem maechtigen, mit Wasser gefuellten Schlagloch stecken… Aber das Geschick des Buspersonals verhinderte weitere Katastrophen! 🙂
Am Morgen in La Paz angekommen, erwartete mich eine Art Kulturschock. Die Stadt ist riesig, befindet sich zwischen 3000 und 4000Hoehenmetern oder so aehnlich. Man befindet sich im Tal, es ist wie ein Kessel. An den Haengen sind Haeuser um Haeuser zu sehen, wie kleine Spielzeughuetten sehen die von unten aus. Wenn man die Zaehlen muesste, haette man sicherlich ein paar Wochen was zu tun. „Downtown“ gibt es viel zu viele Menschen und Autos, die sich durch all die Strassen schlaengeln. Positiv ueberrascht war ich davon, dass die Bolivianer etwas langsamer sprechen und ich sie dadurch teilweise sogar ganz gut verstehen konnte! In den Strassen werden ueberall Alpaka-Produkte angeboten. Ein Laden reiht sich an den anderen, die typisch bunten Stoffe sind ueberall zu sehen. Die Frauen tragen die typisch bolivianische Kleidung incl. Hut und tragen ihre Babies eingewickelt in ein Tuch auf dem Ruecken. Nach dem tagelangen Naturerlebnis waren mir 2 Tage in dieser hektischen Grossstadt genug und die Reise ging weiter nach Arica in Chile.
Hier sind wir also gestern angekommen. Die Fahrt war wieder recht abenteuerlich. Noch in La Paz blieb der Bus fuer eine halbe Stunde oder laenger stehen, bis ein anderer Bus kam und wir umsteigen mussten. Also ging es in diesem Bus weiter bis zur Grenzkontrolle. Dort mussten alle Taschen geoeffnet werden. Ich hatte mir in Bolivien so ein kleines Regen-Instrument gekauft, mir faellt nicht ein, wie man eigentlich dazu sagt. Eben so ein Rohr, das Regengeraeusche macht, wenn man es auf den Kopf stellt. Das haben sie mir aufgesaegt, um zu sehen, ob da vielleicht Drogen drin sind…. Grrrr. Naja, ich verlass mich mal auf Papas Bastler-Kuenste, der kriegt das bestimmt wieder schoen zusammengeklebt! 🙂 Tja, das war aber noch nicht alles. Wir warteten zwei Stunden an der Grenze, weil sich herausstelle, dass unser Depp (sorry, ist so!!!) von Busfahrer keine Papiere dabei hatte und somit natuerlich nicht nach Chile fahren durfte… Der Bus Nummer 3 fuer diese Fahrt kam irgendwann. Der Busfahrer, ein weiterer Depp, fuhr die Serpentinen von 4000m bis auf 0m viel zu schnell runter. Hin und wieder wagte ich einen Blick aus dem Fenster. Als ich sah, wie tief es da neben uns runterging, spannten sich blitzartig meine Po-Muskeln an und die Schultern zogen sich nach oben, meine Finger krallten sich in die Armlehne. Davon fuhr er aber auch nicht langsamer. Es war wieder Zeit fuer Stossgebete! Letztlich kamen wir zum Glueck vorgestern nach dieser 10stuendigen Irrfahrt in Arica an. Das Wetter ist wunderbar, der Strand wunderschoen und es ist endlich Zeit zum richtigen Relaxen und Faulenzen. Morgen geht es wieder nach La Serena bzw. Guanaqueros, weiteres ist aber noch nicht geplant.
Nun, das war jetzt viel Text, den ich gerne mit Bildern ausschmuecken wuerde, die ohnehin viel mehr aussagen. Mal sehen, ob das hier moeglich ist…
Was gibts denn zu Hause so Neues? 🙂
Liebe Gruesse und bis bald!
Julia
Der grosse Salzsee 🙂